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Studie zur Nachhaltigkeit im Mittelstand – Bestandsaufnahme und Handlungskompass

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen vor immer komplexeren Herausforderungen, die von den Nachwirkungen der Corona-Pandemie bis hin zur drängenden Klimakrise reichen. Inmitten dieser Herausforderungen gewinnt das Konzept der "Donut-Ökonomie" an Bedeutung. Doch wie integrieren KMU diese wegweisenden Ansätze in ihre Unternehmensstrategie? Unsere neue Studie beleuchtet genau diese Frage und gibt Einblicke in die Nachhaltigkeitsbemühungen von 169 kleinen und mittleren Unternehmen aus den Sektoren Produktion, Industrie, Bauwesen und Handwerk. Erfahren Sie hier mehr über die Ergebnisse, Herausforderungen und Handlungsempfehlungen unserer Befragung.
Studie zur Nachhaltigkeit im Mittelstand – Bestandsaufnahme und Handlungskompass

Ein Blick auf Nachhaltigkeitsbemühungen in Unternehmen

Die Herausforderungen, vor denen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen, sind vielfältig und komplex. Von den Nachwirkungen der globalen Corona-Pandemie bis hin zur drängenden Klimakrise und wachsenden sozialen Ungleichheiten – die Belastungen sind spürbar und erfordern ein Umdenken in der Unternehmensführung. Doch wie können KMU wirkungsvolle Nachhaltigkeitsbemühungen nicht nur als isolierte Projekte, sondern als integralen Bestandteil einer ganzheitlichen Unternehmensstrategie verstehen?

In unserer aktuellen Studie, durchgeführt vom Hasso-Plattner-Institut, wurden 169 Unternehmerinnen und Unternehmer aus den Sektoren Produktion, Industrie, Bauwesen und Handwerk genau zu diesem Thema befragt. Der Fokus lag dabei auf der subjektiven Wahrnehmung der Bedeutung von Nachhaltigkeit für Unternehmen, der Prioritätensetzung sowie der Implementierung von Nachhaltigkeitsindikatoren (KPIs).

Ein besonderes Augenmerk wurde auf das Donut-Modell von Kate Raworth gelegt, das als richtungsweisender Kompass für eine nachhaltige Wirtschaft fungiert.

Stellenwert, Prioritäten, KPIs: Bestandsaufnahme zur Nachhaltigkeit im Mittelstand

Die Studie zeigt, dass weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen (46 %) Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert in ihrem Geschäft beigemessen wird. Eine genauere Analyse der Prioritäten zeigt, dass 61 % der Unternehmen den Fokus auf soziale Nachhaltigkeit legen, gefolgt von ökonomischer (52 %) und ökologischer Nachhaltigkeit (43 %). Insbesondere die Schaffung eines sozial gerechten Arbeitsumfeldes steht dabei im Vordergrund.

Ein zentrales Instrument zur Messung der Fortschritte in der Nachhaltigkeitsarbeit sind KPIs. Hier zeigt die Studie jedoch eine Diskrepanz: Lediglich 26 % der befragten Unternehmen haben eigene KPIs festgelegt, während die Mehrheit (59 %) dies verneint. Dies verdeutlicht die Herausforderung, die Fortschritte in der Nachhaltigkeitsarbeit zu quantifizieren und zu überwachen.

Gut zu wissen: KPIs (Key Performance Indicators) sind messbare Kennzahlen, die verwendet werden, um den Fortschritt oder die Leistung eines Unternehmens, einer Organisation oder eines Projekts zu bewerten. Sie dienen dazu, Ziele zu definieren, den Fortschritt zu verfolgen und die Leistung zu analysieren. KPIs können in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, wie z.B. Finanzen, Vertrieb, Marketing, Personalwesen und natürlich auch im Bereich der Nachhaltigkeit. Sie helfen dabei, den Erfolg von Aktivitäten zu messen, Trends zu identifizieren und Entscheidungen zu treffen, um die Performance zu verbessern.

Technologieeinsatz und Verantwortlichkeiten

Um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, kann der Einsatz entsprechender Technologien entscheidend sein. 43 % der befragten Unternehmen nutzen bereits Technologien zur Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung. Jedoch verzichten 21 % gänzlich auf solche Technologien, während 36 % sie nur teilweise einsetzen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verantwortlichkeit für den Bereich der Nachhaltigkeit innerhalb der Unternehmen. Hier zeigt die Studie, dass mehr als die Hälfte (53 %) der Unternehmen keine für Nachhaltigkeitsthemen zuständigen Mitarbeiter:innen haben. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, klare Verantwortlichkeiten zu definieren, um eine konsequente Umsetzung von Nachhaltigkeitsprinzipien zu gewährleisten.


Motivatoren für nachhaltiges Wirtschaften

Unsere Studie zeigt, dass 41 % der befragten Unternehmen Nachhaltigkeit als Kernwert ihres Selbstverständnisses verstehen. Doch welche Motive liegen dieser Auseinandersetzung zugrunde?

  • Nachhaltigkeit als Unternehmensidentität: Für 41 % der KMU ist Nachhaltigkeit nicht nur ein Begriff, sondern ein gelebter Wert. Sie betrachten Nachhaltigkeit als einen festen Bestandteil ihrer Unternehmensidentität.
  • Imageförderung und Werbewirksamkeit: Für 38 % der befragten Unternehmen dient Nachhaltigkeit als Imageförderung und ist ein Instrument zur Sicherung eines werteorientierten Wirtschaftens. Diese Ausrichtung signalisiert, dass Nachhaltigkeit sowohl für die Außendarstellung als auch für die interne Verankerung von Werten wichtig ist.
  • Attraktivität als Arbeitgeber: 35 % der Unternehmen nutzen Nachhaltigkeit, um ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern und qualifizierte Fachkräfte anzuziehen. Eine Studie zeigt, dass CSR für jeden vierten Studierenden einer der Top-Faktoren bei der Wahl des Arbeitgebers ist.
  • Reaktion auf politische Vorgaben und Kostenreduktion: Für 30 % der befragten Unternehmen ist Nachhaltigkeit eine Reaktion auf politische Vorgaben und eine Chance, Kosten durch effizientere Ressourcennutzung zu senken.
  • Marktorientierung und Innovation: 19 % der Unternehmen sehen in Nachhaltigkeit eine Möglichkeit, neue Märkte zu erschließen und ihre Innovationskraft zu stärken. Studien belegen, dass nachhaltig agierende Unternehmen langfristig Wettbewerbsvorteile erlangen können.
  • Kundennachfrage und Marktveränderungen: Schließlich reagieren 24 % der KMU auf die steigende Nachfrage der Kunden nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen. Eine Studie zeigt, dass sich Verbraucher vermehrt für gesündere und nachhaltigere Produkte interessieren.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Motivation zur Nachhaltigkeit vielschichtig ist und von ethischen Überlegungen über Imageförderung bis hin zu Marktchancen reicht. Für viele KMU ist Nachhaltigkeit nicht nur ein Ziel, sondern ein wesentlicher Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie.

Ökologische und Soziale Nachhaltigkeitsmaßnahmen: Ein differenziertes Bild

Die Implementierung nachhaltiger Praktiken in KMU zeigt ein differenziertes Bild. Während einige Unternehmen bereits fortschrittliche Maßnahmen umsetzen, besteht bei vielen noch Handlungsbedarf.

  • Ökologische Maßnahmen: Eine Mehrheit der Unternehmen setzt Maßnahmen zur Energieeinsparung und Abfallvermeidung um, während Praktiken wie die Nutzung regenerativer Energien noch weniger verbreitet sind.
  • Soziale Maßnahmen: Initiativen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in vielen Unternehmen weit verbreitet, was auf ein gesteigertes Bewusstsein für flexible Arbeitsmodelle und Work-Life-Balance hinweist. Jedoch besteht auch hier noch Entwicklungspotenzial, insbesondere im Bereich der Anti-Diskriminierung und der Förderung von inklusiven Arbeitsumgebungen.

Insgesamt zeigen die Studienergebnisse, dass KMU sich zunehmend mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen, jedoch noch Raum für Verbesserungen besteht. Eine ganzheitliche Integration von Nachhaltigkeitsprinzipien in die Unternehmensstrategie kann nicht nur dazu beitragen, ökologische und soziale Herausforderungen anzugehen, sondern auch langfristige Wettbewerbsvorteile zu erzielen.

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Das Donut-Modell: Ein normativer Kompass für Nachhaltigkeit


Das Konzept der „Donut-Ökonomie“ von Kate Raworth bietet wegweisende Ansätze für eine nachhaltige Wirtschaft. Es setzt zwei Hauptziele: das Wohlergehen aller Menschen sicherzustellen und gleichzeitig die natürlichen Lebensgrundlagen zu bewahren. Das Donut-Modell betont die Notwendigkeit, innerhalb dieser Grenzen zu agieren, um sowohl soziale Gerechtigkeit als auch ökologische Nachhaltigkeit zu wahren. Die Anwendung des Modells ermöglicht es Unternehmen, konkrete Maßnahmen abzuleiten und umzusetzen, um diese Ziele zu erreichen.

Im Rahmen unserer Studie haben wir festgestellt, dass trotz des wachsenden Bewusstseins für Nachhaltigkeitsthemen nur etwa die Hälfte der befragten KMU Nachhaltigkeit als wichtigen Bestandteil ihrer Unternehmensführung betrachtet. Dabei liegt der Fokus hauptsächlich auf sozialen, gefolgt von ökonomischen Aspekten. Das Donut-Modell kann Unternehmen dabei helfen, Diskrepanzen zwischen ihrem aktuellen Ist-Zustand und den Zielen des Modells zu identifizieren und gezielte Verbesserungsmaßnahmen einzuleiten.

Wir stellen fest, dass Unternehmen Maßnahmen zur Energieeinsparung und Abfallvermeidung im ökologischen Bereich dominieren, während im sozialen Bereich vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Mittelpunkt steht. Als Lösungsansatz für eine ganzheitliche Integration von Nachhaltigkeit bietet sich das Donut-Modell als normativer Kompass an. KMU sollten daraufhin gezielte Verbesserungsmaßnahmen für ihre soziale und ökologische Nachhaltigkeitsleistung einleiten.

Die vollständige Studie, in der die Ergebnisse ausführlich dargelegt werden, steht als Download zur Verfügung, um einen tieferen Einblick in die Motivationen und Praktiken von KMU im Bereich Nachhaltigkeit zu erhalten.


Text: Christel Schmuck, Yvonne Tran

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