Aushängeschild digitale Stellenanzeige
Im Jahresdurchschnitt 2022 gab es in Deutschland über 850.000 gemeldete offene Arbeitsstellen. Bezieht man ungemeldete mit ein, wurde laut einer IAB Erhebung im zweiten Quartal des Jahres ein Rekordwert von 1,92 Millionen unbesetzter Stellen erreicht. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen seit Jahren vom Fachkräftemangel betroffen sind. Welche Rolle spielt in diesem Kontext die digitale Stellenanzeige?
Sie kann nicht nur dabei helfen, Joblücken in Ihrem Unternehmen zu schließen, sondern ist oft der erste Kontaktpunkt, den Arbeitssuchende zu Ihrem Unternehmen haben. Die digitale Stellenanzeige übernimmt also die Funktion eines Aushängeschilds. Dazu kommt, dass Gestaltung und Inhalt der Anzeige entscheidend dafür sind, ob sich jemand auf Ihre ausgeschriebene Stelle bewirbt.
Wir zeigen Ihnen deshalb, was eine gelungene digitale Stellenanzeige beinhalten sollte, wo Sie diese veröffentlichen können und geben Ihnen hilfreiche Tipps, wie Sie neue Talente von sich überzeugen können.
Zeitung vs. Internet – Warum eine digital Stellenanzeige besser ist
Einer der größte Vorteile von digitalen Anzeigen ist ihre Reichweite. Damit haben Sie die Möglichkeit, Fachkräfte aus aller Welt zu erreichen und für Ihr Unternehmen zu gewinnen. Außerdem können Sie Ihre Ausschreibung digital besser steuern, sodass sie die richtige Zielgruppe erreicht wird. Insbesondere jüngere Menschen, die sich vorwiegend im Internet bewegen, sind über Printmedien ansonsten kaum noch zu erreichen. Hinzu kommt, dass digitale Stellenanzeigen kosteneffizienter sind. Die Anzeige kann jederzeit von Ihnen verändert, angepasst oder offline genommen werden.
Unser Tipp: Führen Sie unbedingt eine Search Engine Optimization (SEO) durch. Sie ist einer der wichtigsten Vorteile von digitalen Anzeigen. Mehr zum Thema SEO finden Sie in unserem Beitrag: “Keyword-Recherche 2022 – In 6 Schritten zum SEO Erfolg“.
Wie erstelle ich die perfekte digitale Stellenanzeige?
Die große Anzahl an Stellenausschreibungen auf einer Vielzahl von unterschiedlichen Jobportalen kann schnell dazu führen, dass Ihre Anzeige in der Masse untergeht. Sie muss daher auf den richtigen Webseiten der passenden Zielgruppe angezeigt werden und dort Aufmerksamkeit generieren. Wir zeigen Ihnen vier Aspekte, die dafür wichtig sind. Los geht’s!
1. Der Titel – Dinge beim Namen nennen
Schreiben Sie ein Stelleninserat, ist der passende Jobtitel das Erste, was Sie brauchen. Er ist gleichzeitig das Erste, was Arbeitssuchende später sehen werden und spielt eine wichtige Rolle für die Search Engine Optimization. Verzichten Sie deshalb auf Abkürzungen, einen Sprachenmix, Großbuchstaben oder Adjektive wie zum Beispiel fleißig. In den meisten Fällen ist es außerdem nicht notwendig, den Namen Ihres Unternehmens oder den Standort im Titel zu erwähnen. Die optimale Länge beträgt 60 Zeichen, mit denen die Position so genau wie möglich beschrieben wird.
Wenn Sie beispielsweise auf der Suche nach einer oder einem neuen Marketingmanager:in sind, dann verzichten Sie auf: „KREATIVER KOPF für SM. für den Standort Berlin gesucht“. Und schreiben dafür: „Online Marketing Manager:in – Tik Tok und Instagram“.
2. Design & Layout – Der erster Eindruck zählt
Eine Studie des Instituts USEYE zum Leseverhalten bei Online-Stellenanzeigen hat festgestellt, dass das Design großen Einfluss darauf hat, ob und welche Informationen sich Kandidat:innen von Ihrer Anzeige merken. Beachten Sie hier, dass Größe, Kontrast und Platzierung beeinflussen, was wahrgenommen wird und was den Arbeitssuchenden im Gedächtnis bleibt.
Besonders geeignet sind demnach ein zweispaltiges Layout und Aufzählungen anstelle von Fließtext. Die wichtigsten Informationen sollten Sie dann an den ersten drei Stellen dieser Listen platzieren. Da sich Arbeitssuchende meistens nur einige Punkte anschauen, bieten sich für besonders wichtige Informationen zur Stelle oder den Benefits auch Highlight-Boxen an, in denen Sie diese dann auflisten können.
Binden Sie zusätzlich Bilder mit ein. Im Idealfall handelt es sich dabei um Fotos Ihrer einzelnen Mitarbeitenden, die als Testimonials auftreten. Damit generieren Sie nicht nur Aufmerksamkeit, Sie sind zudem authentisch und gewähren den Bewerbenden einen ersten Einblick in das Team. Vermeiden Sie aber Stockfotos oder Fotos mit zu vielen Person. Wussten Sie nämlich, dass die Darstellung vieler Gesichter ablenken kann?
3. Der Inhalt – Mit inneren Werten glänzen
Nachdem Sie einen Jobtitel ausgewählt und sich Gedanken zum Layout gemacht haben, gilt es dieses zu befüllen. Aber was schreiben Sie hinein? Wir haben eine Liste mit den wichtigsten Informationen, die eine digitale Stellenanzeige beinhalten sollte:
Allgemeine Informationen:
Dazu gehören der Dienstort, ob Reisebereitschaft erforderlich ist, das Antrittsdatum, ob es sich um eine Festanstellung oder eine Stelle mit Befristung handelt sowie das Stundenausmaß (Teilzeit/Vollzeit).
Informationen zum Unternehmen:
Dann können Sie kurz über Ihr Unternehmen informieren. Die Anzeige sollte aber nicht zu lange sein. Beschränken Sie sich deshalb auf das Wichtigste und arbeiten Sie dann mit Links die zu ihrer Website und weiteren Informationen führen.
Informationen zur Stelle:
Unbedingter Bestandteil ist eine genaue Beschreibung der zukünftigen Aufgaben. Dazu gehören Kern- und Hauptaufgaben, Nebenaufgaben sowie gegebenenfalls Führungsaufgaben und ob und wie viele Mitarbeitende der Position unterstellt sind. Gehen Sie außerdem darauf ein, was das Ziel der Stelle und ihre Funktion innerhalb des Unternehmens oder des Teams ist. Sie können außerdem kurz darauf eingehen wie die Einarbeitung erfolgt und welche Entwicklungsmöglichkeiten es mit dieser Stelle gibt.
Benefits:
Geben Sie an, was Ihr Unternehmen den Mitarbeitenden bietet. Dazu gehören beispielsweise Jobtickets, Jobfahrräder, die Anzahl der Urlaubstage, bezahlte Teamevents (am besten mit Beispielen) oder Snacks. Verzichten Sie aber auf Allgemeinformulierungen wie: “Leistungsgerechte Bezahlung” – spezifizieren Sie diese Aussage stattdessen, indem Sie eine Gehaltsspanne angeben. Eine leistungsgerechte Bezahlung sollte Standard und Grundvoraussetzung sein.
Unser Tipp: Betonen Sie stets Alleinstellungsmerkmale, geben Sie zum Beispiel an: >30 Urlaubstage, Weihnachts- und Urlaubsgeld, Jährliche Gehaltsanpassung, Bezahlte Mittagspause.
Qualifikationen:
Unterscheiden Sie zwischen notwendigen und gewünschten Qualifikationen, dann können Sie den Hinweis geben, dass nicht alle Anforderungen erfüllt sein müssen. So können Sie Ihren Bewerber:innen Pool vergrößern, denn vor allem Frauen bewerben sich nicht, wenn sie nicht über alle oder fast alle Qualifikationen verfügen. Hier ein Beispiel: „Du erfüllst nicht alle Anforderungen? Bewirb dich trotzdem, bei uns kannst du Neues dazu lernen”.
Der Fokus sollte auf den Aufgaben der Stelle und den Angeboten Ihres Unternehmens an die Arbeitssuchenden liegen, nicht den Anforderungen. Dennoch gilt: Formulieren Sie Muss-Anforderungen so spezifisch wie möglich. Laut HR-Digital Studie ist ansonsten zwar das quantitative Bewerbungsaufkommen hoch, aber ohne passende Kandidat:innen.
Weiterführende Informationen:
Machen Sie abschließend Angaben zur Bewerbungsfrist, welche Unterlagen für eine Bewerbung erforderlich sind und welche Kontaktmöglichkeiten Interessierte haben. Am besten geben Sie eine direkte Ansprechperson bekannt.
Klären Sie außerdem ob es sinnvoll ist, das Gehalt beziehungsweise die Gehaltsspanne anzugeben. Die Angabe einer Gehaltsspanne kann die Conversionsrate um 20% erhöhen. Sie sollten im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit eine generelle Lohntransparenz in Ihrem Unternehmen in Betracht ziehen.
Unser Tipp: Verzichten Sie in Ihrer gesamten Stellenanzeige auf Worthülsen und Floskeln, wie zum Beispiel „Teamfähig“. Diese sind nicht aussagekräftig und geben weder den Bewerbenden noch Ihnen relevante Informationen. Sie machen nur die Anzeige länger als notwendig und nehmen wichtigen Punkten Platz weg.
4. Ein Call to Action
Nutzen Sie in Ihrer Anzeige einen Button, der eine direkte Bewerbung ermöglicht. Damit halten Sie die Hürde für eine Bewerbung so gering wie möglich. Generell gilt: Vermeiden Sie Elemente, die Arbeitssuchende von einer Bewerbung abhalten oder zum Abbruch während des Bewerbungsprozesses führt. Ein Bewerbungsvideo oder Motivationsschreiben erhöhen zum Beispiel die Hürde und schrecken vor einer Bewerbung ab. Überlegen Sie deshalb, ob Sie diese Unterlagen wirklich benötigen. Meistens beinhalten sie ohnehin nur erwünschte Formulierungen und haben wenig Aussagekraft über zukünftige Arbeitsleistungen.
Das Hochladen von Dokumenten sollten Sie für verschiedene Dateiformate ermöglichen. Ergänzen Sie zusätzlich Kontaktmöglichkeiten oder stellen Sie idealerweise eine direkte Ansprechperson zur Verfügung. Sowohl die Telefonnummer als auch die E-Mail-Adresse dieser Person können Sie bei Online-Anzeigen direkt verlinken.
Wo veröffentliche ich die digitale Stellenanzeige?
Wenn Sie Ihre Stellenanzeige erstellt haben, müssen Sie diese noch veröffentlichen. Meistens passiert das über klassische Jobportale wie zum Beispiel StepStone, Workwise, Jooble, Monster oder Indeed. Stellen mit Nachhaltigkeitsbezug oder von Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen werden außerdem häufig über Jobportale wie beispielsweise GoodJobs, GreenJobs oder Jobverde inseriert.
Digitale Stellenanzeigen sind aber mehr als nur Anzeigen auf Jobportalen. Eine Studie von HR-Digital aus dem Jahr 2019 kommt zu dem Ergebnis, dass Stellenanzeigen auf Jobbörsen von immer weniger Arbeitssuchenden gesehen werden. Sie sollten Ihre Anzeigen deswegen auch in klassische Online-Marketing und Social-Media-Marketing Maßnahmen mit einbeziehen, um so latent Suchende anzusprechen.
Stellenanzeigen & soziale Medien:
Sie können Ihre Anzeige auf zwei Arten über Social-Media-Plattformen verbreiten:
- Mit einem klassischen Post. Besonders gut dafür geeignet sind LinkedIn oder Xing, aber auch Instagram und Facebook. Der Vorteil: Das Posten der Anzeige ist hier erst einmal kostenfrei. Sie können dann Geld in die Bewerbung des Beitrags investieren, um die Reichweite zu erhöhen.
- In Form von Social-Media-Anzeigen. Ihre Stelle erscheint dann als Werbung zwischen Katzenvideos und Bildbeiträgen und kann so Aufmerksamkeit bei jenen erzeugen, die nicht aktiv auf der Suche nach einem neuen Job sind.
Unser Tipp: Machen Sie sich mit dem Medium, das Sie nutzen wollen, vertraut und überlegen Sie sich dann, was Sie wie auf welcher Plattform posten. In unserem Beitrag „Instagram, Facebook und Co. – Social-Media Strategie für kleine und mittlere Unternehmen“ zeigen wir Ihnen was Sie dabei beachten sollten.
Wie viel kosten digitale Stellenanzeigen?
Die Kosten für eine digitale Stellenanzeige können sich zum Teil stark unterscheiden. Während die Veröffentlichung über Ihre Social Media Kanäle kostenfrei ist, schwanken die Preise für ein Inserat bei den gängigen Jobplattformen zwischen 400€ und 2.000€.
- Einzelschaltungen sind günstiger, damit erreichen Sie aber nur Personen der einen Plattform, auf der Sie das Inserat schalten.
- Multipostings kosten mehr, haben aber den Vorteil, dass Sie damit mehrere Kanäle nutzen, um verschiedenste Menschen anzusprechen.
Weitere Faktoren die den Preis beeinflussen können sind:
- Die Länge der Laufzeit Ihres Inserates
- Wie viele Stellen Sie inserieren möchten
- In welcher Branche Sie suchen
- Welche Position Sie besetzen wollen
- Ob Sie Markführer- oder Nischen- Portale nutzen wollen
Was muss ich rechtlich beachten?
Ihre Stellenausschreibung muss rechtlich dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) entsprechen.
Geschlecht, ethnische Herkunft, Religion, alter sowie Behinderungen dürfen keine Ausschlusskriterien sein. Formulieren Sie die Anzeige außerdem geschlechtsneutral, das schafft zusätzliche soziale Nachhaltigkeit.
Fazit
Eine digitale Stellenanzeige ist oft der erste Kontaktpunkt zwischen Arbeitssuchenden und Ihrem Unternehmen. Gestalten Sie die Anzeige richtig, kann Sie die Aufmerksamkeit der Bewerber:innen auf sich ziehen und im Gedächtnis bleiben. So können Sie Ihre Chance erhöhen, qualifizierte Mitarbeitende von sich zu überzeugen.
Bedenken Sie: Der Bewerbungsprozess endet nicht mit der inserierten Stellenanzeige. Sie sollten deshalb den gesamten Prozess optimieren. Nachdem Sie Bewerbungen erhalten haben, melden Sie sich so schnell wie möglich bei den Kandidatinnen und Kandidaten zurück. Laden Sie jemanden zum Gespräch ein, verschicken Sie vorab hilfreiche Tipps, zum Beispiel mit Informationen dazu, wie sich die Bewerbenden optimal auf das Bewerbungsgespräch vorbereiten können oder welcher Dresscode in Ihrem Unternehmen gilt.
Quellen:
[1] Statista: Bestand an gemeldeten offenen Arbeitsstellen¹ in Deutschland im Jahresdurchschnitt von 2011 bis 2022. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2903/umfrage/jahresdurchschnittswerte-des-bestands-an-offenen-arbeitsstellen/
[2] Tagesschau: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/arbeitsmarkt-offene-stellen-101.html
[3] Eye-Tracking-Studie: http://www.healthcare-personal.de/hcpm/bilder/pdf/Eye-Tracking-Studie.pdf
[4] HR-Digital Studie: https://zalvus.com/data/documents/1904_zalvus_hr-digital-studie-2019.pdf