Digitalisierung bietet die Möglichkeit für eine nachhaltige Entwicklung. Gleichzeitig können digitale Technologien negative Umweltauswirkungen haben. Bereits jetzt verbrauchen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zwischen vier und sieben Prozent des weltweit genutzten Stroms. In den nächsten zehn Jahren soll diese Zahl auf 15 Prozent ansteigen. Damit ist die IKT für zwei bis drei Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich und bis 2030 voraussichtlich für doppelt so viel. Nachhaltige digitale Tools können Sie dabei unterstützen, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen den negativen Auswirkungen entgegenzuwirken.
Warum nachhaltige digitale Tools besser sind
Es gibt bereits einige nachhaltige Alternativen unter den digitalen Tools, die Sie in Ihrem Unternehmen nutzen können. Damit schonen Sie nicht nur Ressourcen, sondern senken Treibhausgas-Emissionen und reduzieren Elektroschrott, für mehr ökologische Nachhaltigkeit. Gleichzeitig wird durch gerechte und sichere Arbeitsbedingungen, sowie beispielsweise die Berücksichtigung von Datenschutz, soziale Nachhaltigkeit vorangetrieben. Nebenbei reduzieren Sie außerdem Ihre Investitionen.
Nachhaltige Alternativen verfolgen meist einen Open Source Gedanken und sind dadurch frei zugänglich, refurbished (generalüberholte) Produkte sind nicht nur in der Anschaffung günstiger als neue Produkte, sondern durch eine längere Nutzungsdauer über den gesamten Lebenszyklus hinweg und durch mehr Energieeffizient der nachhaltigen digitalen Tools senken Sie Ihre Energiekosten. Browser Plug-ins und Adblocker schützen Ihre Daten und wenn Sie Ihre Webseite nachhaltig einrichten verbessert sich durch schnellere Ladezeiten die Nutzerzufriedenheit. Hinzu kommt ein verbessertes Image Ihres Unternehmens.
Wie können Sie die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen jetzt nachhaltig gestalten? Nutzen Sie unseren Werkzeugkoffer: Wir stellen Ihnen 5 Bereiche und dazu passende nachhaltige digitale Tools für mehr Nachhaltigkeit im Arbeitsalltag vor.
Nachhaltige Hardware: Modularität & Refurbished-IT
Digitale Nachhaltigkeit beginnt bei der Hardware. Achten Sie beim Kauf auf einen geringen Stromverbrauch, einfache Wartung und die Möglichkeit zum Austausch von Verschleißteilen wie Akkus. Hilfreiche Informationsquellen, um festzustellen wie nachhaltig ein Produkt oder Hersteller ist sind beispielsweise der Greenpeace Clean Report oder der Ratgeber Grüne Elektronik.
Ein weiterer Tipp: Greifen Sie als Alternative zum Neukauf auf gebrauchte und neu aufbereitete (refurbished) IT zurück. Anbieter wie Afb oder bb-net sind Spezialisten in der IT-Aufbereitung und generieren neben ökologischer Nachhaltigkeit soziale Nachhaltigkeit unter anderem, indem sie Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung schaffen. Bei Techbuyer können sie gebrauchte Hardware mieten oder leasen und auf der Plattform der Open Source Ecology (OSE) Bewegung finden Sie freie Hardware, die nach freizugänglichen Bauplänen hergestellt werden kann.
Nachhaltige Firmenhandys können Sie z. B. bei Fairphone oder Shiftphone erwerben. Diese Unternehmen achten auf eine verantwortungsbewusste Materialbeschaffung und faire Arbeitsbedingungen. Außerdem setzen sie auf Modularität und unterstützen so eine einfache Reparatur.
Entsorgen Sie Ihre alten Geräte nicht einfach im Sondermüll: Verkaufen Sie Hardware, die Sie nicht mehr nutzen an IT-Aufbereiter oder stellen Sie die korrekte Entsorgung sicher. Apps wie Resourcify können Sie dabei unterstützen.
Nachhaltige Software
Ebenso wichtig für Nachhaltigkeit im Unternehmen ist eine energieeffiziente Software, denn diese wirkt sich auf die Nutzungsdauer und den Energieverbrauch der Hardware aus. Erfragen Sie vor dem Kauf beim Hersteller die Energieeffizienz der Produkte. Zukünftig können Sie beim Kauf von Software außerdem auf den Blauen Engel achten. Seit 2020 wird dieser für energie- und ressourceneffiziente Softwareprodukte vergeben.
Open Source Software (OSS) spielt im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Dadurch wird nicht nur der Monopolstellung einiger weniger Konzerne über die Daten entgegengewirkt, sondern OSS steht jedem zur Verfügung und fördert dadurch Chancengleichheit. Als Open Source wird Software bezeichnet, deren Quelltext öffentlich eingesehen, geändert und genutzt werden kann. Der Vorteil liegt unter anderem darin, dass Sie genau Wissen, was mit den verarbeiteten Daten passiert.
Die Open Source Initiative (OSI) stellt Lizenzen für Software für jeden kostenfrei zur Verfügung. GitHub ist eine weitere Plattform auf der Sie Open Source Projekte finden und zusammen daran arbeiten können. Ein Beispiel nachhaltiger freier Software ist Nextcloud. Damit können Sie Daten sicher speichern und behalten die vollständige Kontrolle darüber. Durch ihren Modularen Aufbau gibt es bereits zahlreiche Erweiterungen und sie eignet sich ideal als Alternative zu Dropbox oder Google Drive.
Sie können Software aber auch einsetzen, um Nachhaltigkeitspotenziale in Ihrem Unternehmen zu finden. Die Quentic GmbH beispielsweise bietet ein Software Modul an, mit dem Sie ökonomische, ökologische und soziale Handlungsfelder entdecken können, WeSustain unterstützt Sie beim Nachhaltigkeitsmanagement und sphera beim Nachhaltigkeitsreporting.
Grün im Netz mit mehr Datenschutz
Ecosia ist ein nachhaltiges Browser Plug-in, das Sie für die Internetsuche nutzen können. 80 Prozent der Einnahmen spendet die ökologische Suchmaschine an gemeinnützige Naturschutzorganisationen.
Ein weiteres Plug-in, das für ein grünes Netz sorgt, ist Earth Ratings. Die Software erstellt Bewertungen von Produkten und Unternehmen an Hand ihrer Nachhaltigkeitskriterien die berücksichtigen, wo und wie produziert wird. Diese Informationen werden Ihnen mit Hilfe des Plug-ins angezeigt und ermöglichen Transparenz für nachhaltige Kauf- und Nutzungsentscheidungen.
Für mehr Nachhaltigkeit im Internet können Sie außerdem einen Adblocker aktivieren. Adblocker dienen als Werbe- und Pop-up-Blocker und können für jeden Browser genutzt werden. Einige der Anbieter kooperieren allerdings mit Marketingfirmen und Datenaustausch und -handel findet trotzdem statt. Nutzen Sie die nachhaltigen Alternativen uBlock Origin oder Privacy Budger zum Schutz Ihrer Privatsphäre.
Webseite der Zukunft
Jede Suchanfrage verursacht in etwa 0,2 Gramm CO2. Bei 3,45 Milliarden Suchanfragen pro Tag wird deutlich, dass Nachhaltigkeit und Effizienz bei der Website und dem Webdesign eine wichtige Rolle spielen. Je schneller eine Seite lädt, umso weniger Daten müssen abgerufen werden und umso weniger Co2 wird produziert. Wichtig ist außerdem, dass die Rechenzentren mit Ökostrom betrieben werden. Grüne Webhosts sind zum Beispiel die Hostsharing eG, Avalon Networks, BioHost oder Hetzner Online. Diese Anbieter beziehen Ökostrom und führen ihr Unternehmen nachhaltig.
Ob eine Website selbst nachhaltig gestaltet ist, lässt sich nicht direkt überprüfen, aber einige Online-Tools, beispielsweise Google PageSpeed Insights, Website Carbon und The Green Web Foundation sind hilfreiche kostenfreie Tools, die Ihnen die Möglichkeit bieten die Performance Ihrer Website zu testen und die Hoster der Rechenzentren zu überprüfen.
Wenn Sie Ihre Webseite auswerten wollen, nutzen Sie als Alternative zu Google Analystics nachhaltige digitale Tools wie Koko Analytics oder Umami. Bei beiden Tools handelt es sich um Open Source Software, die ausschließlich Daten erhebt, die für eine Auswertung notwendig sind.
Tipp: Mehr zum Thema nachhaltige Website erfahren Sie in unserem Beitrag: „So geht grünes Webdesign – 4 Tipps für eine nachhaltige Website“.
Nachhaltig vernetzen
Wussten Sie, dass jede E-Mail 0,3 Gramm Co2 ausstößt und mit dem durchschnittlichen E-Mail-Verkehr einer/eines Angestellten pro Tag genauso viel Treibhausgase ausgestoßen werden, wie bei einer elf Kilometer langen Autofahrt? Alternative Mail Anbieter, auf die Sie für mehr Nachhaltigkeit umsteigen, können sind beispielsweise Posteo, Mailbox.org und Ownbay. Posteo bezieht seinen Strom zu 100% aus Ökostrom von Greenpeace Energy und achtet bei der gesamten Unternehmensorganisation angefangen beim Büro, über die Finanzen bis hin zur Technik auf Nachhaltigkeit. Mailbox.org ist ein deutscher Anbieter, betreibt die gesamte Infrastruktur nachhaltig in Deutschland und setzt höchste Sicherheitsstandards um, ebenso wie Ownbay.
Mit Goood telefonieren Sie über einen nachhaltigen Mobilfunkanbieter. Zehn Prozent der monatlichen Grundgebühr und 25 Prozent des Profites werden an soziale und ökologische Projekte gespendet. Weitere Alternativen sind wetell und meetgreen.
Um Ihre Onlinekonferenz nachhaltig durchzuführen, können Sie alternativ zu Zoom BigBlueButton oder Jitsi-Meet nutzen. Beide Anbieter sind Open Source Plattformen.
Ebenfalls Open Source ist die Plattform Etherpad. Hier können Sie alternativ zu Google Docs und Word mit Ihrem Team kollaborativ an einem Dokument arbeiten, ohne dass Ihre Daten weitergegeben werden. Die bereits vorgestellte Software Nextcloud bietet Ihnen mit den Erweiterungen eine nachhaltige Allroundlösung für die Kommunikation im Unternehmen. Sie beinhaltet unter anderem Videokonferenz-, Kalender-, Adressbuch-, E-Mail- und Kollaborationsfunktionen.
Eine weitere nachhaltige Plattform ist evan.network. Sie bietet Ihnen die Möglichkeit, sich mit Ihren Geschäftspartnern und anderen Unternehmen sicher zu vernetzen. Anders als bei vielen anderen Plattformen behalten Sie bei evan.network durch die dezentrale Technologie Ihre Datenhoheit und Unabhängigkeit. Die Software Trust&Trace basiert auf dem evan.network und hilft Ihnen dabei, ein nachhaltiges, digitales Lieferantennetzwerk aufzubauen. Durch die Software werden alle Daten entlang der Lieferkette prüfbar und sie sorgt so für Transparenz und Vertrauen.
Lesetipp: Mit unser Beitrag: „Nachhaltigkeit im Büro: In 6 Schritten zum grünen Arbeitsplatz“ liefern wir Ihnen eine Anleitung zur Umsetzung von mehr Nachhaltigkeit.