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„Die Digitalisierung im Mittelstand erfordert die richtigen Kompetenzen“ – Julian Knorr im Interview

Im Interview mit Julian Knorr, CEO der ONESTOPTRANSFORMATION AG, beleuchten wir, wie digitale Kompetenz im Mittelstand den Schlüssel zur Zukunft bildet. Erfahren Sie, wie Unternehmen ein digitales Mindset entwickeln, innovative Lernmethoden anwenden und ihre Wettbewerbsposition in der digitalen Ära stärken können.
„Die Digitalisierung im Mittelstand erfordert die richtigen Kompetenzen“ – Julian Knorr im Interview

Die fortschreitende Digitalisierung im Mittelstand bringt eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich. Eine aktuelle Studie, durchgeführt vom Mittelstand-Digital Zentrum Berlin in Zusammenarbeit mit Expert:innen wie Julian Knorr, Gründer und CEO der ONESTOPTRANSFORMATION AG, beleuchtet unter anderem die digitale Kompetenz im deutschen Mittelstand. Es wird deutlich, dass insbesondere die Bereiche des digitalen Denkens, der kreativen Problemlösung und der Anpassungsfähigkeit Entwicklungspotenziale bieten.

In einem exklusiven Interview mit Julian Knorr konnten wir tiefer in die Thematik der Digitalisierung im Mittelstand eintauchen. Er betont: „Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, muss der Mittelstand digitale Kompetenzen nicht nur fordern, sondern aktiv fördern.“ Knorr weist darauf hin, dass „die Entwicklung eines digitalen Mindsets essenziell ist, um die Digitalisierung im Mittelstand effektiv voranzutreiben.

Herr Knorr, die Studie, an der Sie mitgewirkt haben, zeigt, dass nur 25% der Unternehmen ihren Mitarbeitenden eine hohe Kompetenz im digitalen Denken attestieren. Welche konkreten Schritte sollten mittelständische Unternehmen jetzt ergreifen, um im digitalen Denken aufzuholen?

Digitales Denken ist kein „nice to have“, sondern ein essenzieller Erfolgsfaktor für mittelständische Unternehmen. Die technologischen Entwicklungen weltweit nehmen stetig an Geschwindigkeit zu, gekennzeichnet durch globalen Wettbewerb und die kontinuierliche Anpassung globaler Märkte. Um mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten und so aktiv die Zukunft des eigenen Unternehmens gestalten zu können, ist die Befähigung der Mitarbeitenden im digitalen Denken unerlässlich. Dies erfordert einen nachhaltigen und langfristigen Lern- und Entwicklungsansatz, der über eintägige Workshops oder kurzfristige Trainings in Hard Skills hinausgeht. Ein Umdenken bei mittelständischen Unternehmen ist notwendig: Lernen sollte einerseits ein fester Bestandteil des Alltags und der Kultur der Mitarbeitenden werden, andererseits muss sich der Fokus von Hard Skills hin zu einem digitalen Mindset verschieben. Da heute noch nicht absehbar ist, welche Hard Skills in 5 oder 10 Jahren gefragt sein werden, besteht die einzige Möglichkeit, mit dem Wandel Schritt zu halten, in der kontinuierlichen Entwicklung eines digitalen Mindsets.

Aus der Befragung geht hervor, dass kreative und innovative Problemlösungskompetenzen im Mittelstand noch nicht stark ausgeprägt sind. Können Sie spezifische Maßnahmen nennen, die Unternehmen ergreifen sollten, um diese Kompetenzen zu steigern?

Verhalten entsteht immer durch die Kombination aus Persönlichkeitseigenschaften und Umweltbedingungen. Damit bieten sich Unternehmen zwei Ansatzpunkte, um die Kreativität und Problemlösungskompetenz ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Zum einen sind das passgenaue Entwicklungsprogramme für die Mitarbeitenden, zum anderen geht es darum, eine Kultur zu schaffen, in der neue Themen und Ideen ausprobiert werden können und Mitarbeitende bewusst mit komplexeren Themen konfrontiert werden, ohne ihnen den idealen Lösungsweg von vornherein aufzuzeigen. Ein Workshop kann den Startpunkt für die Entwicklung von Kreativität setzen, doch langfristig reicht das allein nicht aus. Denn Kreativität – eine Dimension des digitalen Mindsets – muss langfristig und nachhaltig entwickelt werden. Daher empfiehlt sich ein Blended-Learning-Ansatz, der ein selbstgesteuertes Lernen mit sogenannten Micro-Learnings beinhaltet und dann immer wieder durch soziale Lernelemente ergänzt wird, wie z.B. Workshops oder Lernzirkel.

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die Notwendigkeit zur Anpassungsfähigkeit und zum lebenslangen Lernen. Wie kann der Mittelstand diese Anforderungen in konkrete Weiterbildungsstrategien umsetzen?

Die Studie zeigt sehr deutlich, dass dauerhafte Anpassungsfähigkeit essenziell für die erfolgreiche Digitalisierung im Mittelstand ist und Strategien sowie Rahmenbedingungen für lebenslanges Lernen der Mitarbeitenden geschaffen werden müssen. Häufig herrscht eine Lernkultur der lästigen Pflicht. Dies bedeutet, dass Lernen im Unternehmen oft direkt mit Pflichtschulungen, wie z.B. zur Arbeitssicherheit, in Verbindung gebracht wird und nicht unbedingt mit dem Aufbau von Zukunftskompetenzen und damit dem Schaffen von Zukunftsfähigkeit für das gesamte Unternehmen. Denn ohne die richtigen Kompetenzen im Team kann kein Unternehmen überleben. Der erste wichtige Schritt ist daher, eine Veränderung der Lernkultur anzustoßen und Lernen zu einem wichtigen und essenziellen Teil des Alltags zu machen. Dies ist kein kurzfristiger Prozess, sondern erfordert dauerhafte und anhaltende Kulturarbeit. Wichtig ist dabei, dass auch die Führungsetage diese neue Lernkultur vorlebt, aktiv in ihren Alltag integriert und dies für alle im Unternehmen sichtbar macht.

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Der zweite wichtige Schritt ist, das unspezifische Verteilen von Lerninhalten zu beenden. Alle Mitarbeitenden haben unterschiedliche Stärken und Ausgangsvoraussetzungen für die Entwicklung von Zukunftskompetenzen. Sie benötigen daher keine One-Size-fits-all-Lösung, sondern individualisierte Lernangebote, die sie dort abholen, wo sie aktuell stehen, und mit passgenauen Lernangeboten eine echte Entwicklung ermöglichen. Besonders frustrierend im Lernprozess ist es, Inhalte zu lernen, die nicht dem eigenen Niveau entsprechen, sei es durch Über- oder Unterforderung.

Dahinter gibt es noch unzählige weitere Schritte, die der Mittelstand gehen kann, um konkrete zukunftsfähige Weiterbildungsstrategien zu entwickeln. Mit den zwei genannten Schritten kann jedoch schon mal eine große Entwicklung in Richtung Zukunft gesichert werden.

Die Publikation hebt hervor, dass sozial interaktive Lernformen die Ausprägung von Zukunftskompetenzen signifikant fördern. Was ist Ihrer Meinung nach der effektivste Weg für Unternehmen, um ihre Schulungsformate anzupassen und die Vorteile sozial interaktiver Lernformen voll auszuschöpfen?

Die Studie zeigt sehr deutlich, dass das reine Einkaufen und Freischalten eines Online-Lernsystems nicht ausreichend ist. Dies wird deutlich, wenn Unternehmen nach dem Kauf großer Lernplattformen enttäuscht feststellen, dass allein der Erwerb und das Freischalten von Lizenzen keine Veränderung bewirken. Der Schlüssel liegt darin, moderne Lernformen in einer Lernarchitektur einzugliedern und zu etablieren. Dies bedeutet, neben individualisierten und personalisierten (alle Mitarbeitenden haben einen anderen Startpunkt) Online-Angeboten, auch sozial interaktive Lernformen zu integrieren, um damit ein Blended-Learning-Erlebnis zu schaffen. Dies bedeutet jedoch nicht, lediglich einen jährlichen Workshop durchzuführen und auf signifikante Veränderungen zu hoffen. Es geht vielmehr um eine dauerhafte Vernetzung der Lernenden, die sich dadurch zu Zukunftskompetenzen austauschen und das selbstgesteuert Erlernte in den Praxistransfer mit Kolleginnen und Kollegen bringen. Dies lässt sich beispielsweise effektiv durch ‚Learning Out Loud Circles‘ umsetzen. Zudem kann das Blended-Learning-Erlebnis mit mehreren Live-Workshops angereichert werden, um in den Austausch und Handeln zu kommen.

Sie betonen die Wichtigkeit der Entwicklung eines „digitalen Mindsets“. Welche praktischen Schritte können Unternehmen ergreifen, um ein digitales Mindset erfolgreich bei ihren Mitarbeitern zu etablieren?

Zuerst einmal möchte ich eine kurze Definition eines digitalen Mindsets geben: Es handelt sich hierbei um Persönlichkeitsdimensionen, die erfolgskritisch für den Umgang mit digitaler Transformation sind. Seit 2018 untersuchen wir dieses Themengebiet wissenschaftlich und in der Praxis, und konnten damit insgesamt sechs erfolgskritische Dimensionen identifizieren:

• Offenheit und Agilität

• Proaktivität und unternehmerische Handlungsorientierung

• Kreativität

• Kritikfähigkeit

• Kundenzentriertheit

• Akzeptanz und Umgang mit Scheitern

Ein digitales Mindset zu entwickeln geht nicht von heute auf morgen, sondern ist ein fortlaufender Prozess, bei dem man nach 6-9 Monaten erste messbare Veränderungen feststellen kann. Entscheidend ist hierbei eine Individualisierung der Entwicklungsangebote. Ich vergleiche das gerne mit einem Navigationsgerät: Ich gebe ein Ziel ein, z.B. Hamburg. Dann wird mein Standort lokalisiert (was sind meine GPS-Daten), und erst dann wird die Route von meinem Standort zum Ziel (in diesem Fall: Hamburg) berechnet. Dadurch erhalten Nutzerinnen und Nutzer des Navigationsgeräts eine passgenaue Route zum Ziel, egal wo sie starten.

„Die Digitalisierung im Mittelstand ist ein Marathon und kein Sprint. Es geht nicht darum, die neuesten Technologien einzusetzen, sondern die Mitarbeitenden kontinuierlich und langfristig zu befähigen mit den Veränderungen umzugehen und die Transformation aktiv zu gestalten. Zukunftskompetenzen sind wichtiger als Technologien.“

Exakt so sollte die Mindset-Entwicklung ablaufen: Beginnend mit einer Standortbestimmung, die mittels einer wissenschaftlich validen Diagnostik des digitalen Mindsets erfolgen kann. Auf Basis dieses Analyseergebnisses erhält dann jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter einen individualisierten und personalisierten Lernpfad. Der Lernpfad sollte aus möglichst vielen kleinen Lerneinheiten bestehen, die mindestens 6 Monate Lernen ermöglichen. Anschließend kann eine erneute Standortanalyse mittels Diagnostik durchgeführt und der Lernpfad basierend auf den neuen Analyseergebnissen angepasst werden. Lösungen wie die Mindset Navigator Plattform verfolgt diesen Ansatz und ermöglicht es damit Unternehmen, eine Analyse und individualisierte Entwicklung von digitalem Mindset und Zukunftskompetenzen anzubieten.

Vielen Dank, Herr Knorr, für Ihre klaren Ausführungen. Sie haben uns verdeutlicht, dass es für mittelständische Unternehmen essenziell ist, aktiv digitale Kompetenzen zu entwickeln und umzusetzen sowie offen für innovative Lernmethoden zu sein. Diese Aspekte sind entscheidend, um ihre Wettbewerbsposition nachhaltig zu stärken.

Für Interessierte, die sich tiefer mit der Digitalisierung im Mittelstand beschäftigen möchten, bietet der umfangreiche Bericht des Mittelstand-Digital Zentrums Berlin vertiefende Einsichten und Handlungsempfehlungen. Er steht ab sofort für Sie zum Download bereit und stellt eine wertvolle Ressource für alle dar, die den digitalen Wandel im Mittelstand aktiv mitgestalten wollen.

Julian Knorr ist Gründer und CEO der ONESTOPTRANSFORMATION AG. Gemeinsam mit seinem Team unterstützt er Unternehmen bei der Analyse und Entwicklung von digitalem Mindset. Hierfür hat ONESTOPTRANSFORMATION eine einzigartige Plattform entwickelt: Mit der KI-basierten Mindset Navigator Plattform entwickeln Mitarbeiter:innen die überlebensnotwendigen Zukunftskompetenzen, Unternehmen erhöhen die Bindung der Mitarbeiter*innen und werden attraktiv für neue Talente.

https://www.linkedin.com/in/julian-knorr/

Text: Alexander Krug

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