Was bedeutet Barrierefreiheit im Netz
Barrierefreiheit im digitalen Raum bedeutet, eine Online-Umgebung zu schaffen, die für alle Menschen zugänglich ist, unabhängig von individuellen Fähigkeiten oder Einschränkungen. Dies schließt nicht nur körperliche, sondern auch kognitive Barrieren ein. Eine barrierefreie Website sollte so gestaltet sein, dass sie von allen Nutzerinnen und Nutzern problemlos genutzt werden kann, und somit eine inklusive digitale Erfahrung ermöglicht.
Zugang für alle: Warum es wichtig ist, das Internet barrierefrei zu gestalten.
Eine barrierefreie Website ist von entscheidender Bedeutung, da sie eine inklusive digitale Erfahrung für alle Nutzerinnen und Nutzer gewährleistet. Aber was hat Barrierefreiheit mit Nachhaltigkeit zu tun? Ganz einfach: Eine barrierearme Internetpräsenz fördert die soziale Nachhaltigkeit, indem auch Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten Ihre Website nutzen können. So trägt auch Ihr Unternehmen dazu bei, eine Gesellschaft zu schaffen, in der niemand ausgeschlossen wird. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft, in der Gleichberechtigung und Inklusion im Mittelpunkt stehen.
Darum sollte das Internet barrierefrei gestaltet werden:
- Zugänglichkeit für Alle: Barrierefreiheit gewährleistet, dass Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, uneingeschränkten Zugang zu digitalen Inhalten haben. Dies schließt Personen mit Seh- oder Hörbehinderungen, motorischen Einschränkungen, kognitiven Beeinträchtigungen und anderen ein.
- Inklusivität und soziale Verantwortung: Durch die Schaffung einer barrierefreien Website zeigen Unternehmen soziale Verantwortung und Engagement für Inklusion. Es geht über die bloße Einhaltung von Gesetzen hinaus und sendet eine klare Botschaft der Gleichberechtigung aus.
- Erweiterung des Kundenkreises: Eine barrierefreie Website erhöht die Reichweite und erweitert den Kundenkreis. Indem Unternehmen ihre digitalen Ressourcen für alle zugänglich machen, können sie eine breitere Zielgruppe ansprechen, einschließlich Menschen mit besonderen Bedürfnissen.
- Gesetzliche Anforderungen und Standards: In vielen Ländern gibt es mittlerweile gesetzliche Vorgaben und internationale Standards wie die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die die Barrierefreiheit digitaler Inhalte regeln. Das Einhalten dieser Richtlinien ist nicht nur ethisch, sondern auch rechtlich verpflichtend.
- Positive Markenreputation: Unternehmen, die sich für Barrierefreiheit engagieren, stärken ihre Markenreputation. Verbraucherinnen und Verbraucher schätzen Unternehmen, die sich für soziale Werte einsetzen, was zu einer positiven Wahrnehmung und Kundenloyalität führen kann.
- Vermeidung von Diskriminierung: Eine barrierefreie Website trägt dazu bei, Diskriminierung zu vermeiden. Indem alle Nutzerinnen und Nutzer gleichberechtigten Zugang zu Informationen und Dienstleistungen haben, werden Barrieren und mögliche Diskriminierung abgebaut.
- Wirtschaftliche Vorteile: Barrierefreie Websites können wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen. Unternehmen können durch die Erschließung neuer Märkte und die Anpassung an die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern.
- Technologische Innovation: Die Implementierung von barrierefreien Designprinzipien fördert technologische Innovation. Die Suche nach kreativen Lösungen, um digitale Inhalte für alle zugänglich zu machen, trägt zur Entwicklung fortschrittlicher Technologien bei.
Die Schaffung barrierefreier Websites trägt nicht nur zur Verbesserung der digitalen Landschaft bei, sondern fördert auch soziale Integration und Chancengleichheit. Unternehmen, die diese Prinzipien in ihre Online-Präsenz integrieren, gestalten nicht nur ihre Webseiten zugänglich, sondern leisten auch einen bedeutenden Beitrag zur Schaffung einer inklusiven Gesellschaft.
Schnell gecheckt: Unsere Checkliste “Website: Barrierefrei und Nachhaltig” verrät Ihnen, wie zugänglich Ihre Website wirklich ist.
Unterschied zwischen Barrierearm und barrierefrei
Der Unterschied zwischen barrierearm und barrierefrei ist subtil, aber bedeutend. Barrierearm bedeutet, dass man sich bemüht, Hürden zu minimieren, jedoch nicht notwendigerweise alle beseitigt. Barrierefreiheit hingegen strebt eine vollständige Zugänglichkeit für alle an, ohne Diskriminierung oder Benachteiligung aufgrund von physischen oder kognitiven Einschränkungen.
Gesetzliche Bestimmungen zur Barrierefreiheit im Internet
Software, Apps und Internet haben sich fest in unserem privaten und beruflichen Alltag etabliert. Diese Technologien eröffnen neue Möglichkeiten zur Teilhabe, vorausgesetzt, sie sind barrierefrei gestaltet. Um dies zu gewährleisten, existieren verschiedene Gesetze und Richtlinien. Die Umsetzung der Barrierefreiheit in der Informationstechnologie unterliegt zahlreichen Vorgaben und Regelungen. Diese sollen sicherstellen, dass digitale Angebote inhaltlich und funktional barrierefrei sind, was bedeutet, dass sie ohne Einschränkungen nutzbar und zugänglich sind. Öffentliche Institutionen auf Bundesebene, in den Ländern und in den Kommunen sind gesetzlich dazu verpflichtet, die Prinzipien der IT-Barrierefreiheit umzusetzen.
Zu den relevanten Gesetzen und Richtlinien für die Bundesverwaltung gehören insbesondere das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG), die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0), die Europäische Norm EN 301 549, die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.1) und der PDF/UA Standard. Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) und die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) dienen der Umsetzung der Vorgaben der EU-Richtlinie 2016/2102 über den barrierefreien Zugang zu den Websites und mobilen Anwendungen öffentlicher Stellen in deutsches Recht.
Pflicht zur Barrierefreien Website für viele Unternehmen ab 2025
Wichtig! Ab Mitte 2025 müssen viele Websites barrierefrei sein.
Ab dem 28. Juni 2025 wird das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft treten. Dieses Gesetz legt Unternehmen Verpflichtungen zur Umsetzung von Barrierefreiheit in verschiedenen Bereichen auf, darunter der Onlinehandel und Telekommunikationsdienstleistungen. Demnach müssen Websites und Webshops entsprechend barrierefrei gestaltet werden. Unternehmen, die gegen die Vorschriften des BFSG verstoßen, sehen sich möglichen Strafen gegenüber. Kleinstunternehmen, die Dienstleistungen erbringen, sind vom Anwendungsbereich des Gesetzes ausgenommen.
Weitere Informationen zum Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) stellt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales in den Leitlinien für die Anwendung des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes zur Verfügung.
Welche Kriterien für eine barrierefreie Website wichtig sind
- Farben und Kontraste: Eine durchdachte Farbgestaltung und klare Kontraste sind von entscheidender Bedeutung, um die Lesbarkeit für alle Nutzerinnen und Nutzer zu gewährleisten. Dies ist besonders relevant für Menschen mit Sehschwächen.
- Text und Sprache: Verständliche und klare Texte, unterstützt durch alternative Texte für Bilder, erleichtern die Informationsaufnahme für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, einschließlich Sehbehinderungen.
- Schriftgröße: Die Möglichkeit zur Anpassung der Schriftgröße ist ein Schlüsselfaktor, um eine optimale Lesbarkeit für Menschen mit Sehschwächen zu gewährleisten. Für den Fließtext auf einer Website wird oft empfohlen, eine Grundgröße von mindestens 16 Pixel zu verwenden.
- Bedienbarkeit: Intuitive Navigation und klare Strukturen erleichtern die Bedienung für alle Nutzerinnen und Nutzer, unabhängig von technischen Fähigkeiten oder Einschränkungen.
- Buttons und Bedienelemente: Die korrekte Gestaltung von Interaktionselementen ist entscheidend für die Barrierefreiheit. Dies umfasst eine klare Unterscheidung und Kennzeichnung von Schaltflächen, um eine einfache Navigation zu ermöglichen.
Barrierefreiheit durch Bedienbarkeit per Tastatur
Die Bedienbarkeit einer Website mittels Tastatur ist ein wesentlicher Aspekt der Barrierefreiheit, insbesondere für Nutzerinnen und Nutzer mit motorischen Einschränkungen oder Sehbehinderungen. Ein effektiver Weg, dies zu überprüfen, ist die Nutzung der Tastatursteuerung. Beginnen Sie damit, die Website ohne Maus zu navigieren und überprüfen Sie, ob alle interaktiven Elemente, wie Links, Buttons und Formulare, mit der Tabulator-Taste erreichbar und deutlich sichtbar sind. Stellen Sie sicher, dass die Reihenfolge der Tastatur-Fokussierung logisch ist und den natürlichen Lesefluss widerspiegelt.
So testen Sie die Bedienbarkeit Ihrer Website
- Tipp 1: Tab-Reihenfolge überprüfen: Nutzen Sie die Tab-Taste, um durch die verschiedenen Elemente auf der Seite zu navigieren. Achten Sie darauf, dass die Reihenfolge sinnvoll ist und den Nutzer intuitiv durch die wichtigsten Inhalte führt.
- Tipp 2: Fokussierung visuell darstellen: Stellen Sie sicher, dass der Fokus deutlich sichtbar ist, wenn Sie durch die Seite navigieren. Ein visuelles Feedback erleichtert die Orientierung für Menschen, die ausschließlich die Tastatur nutzen.
- Tipp 3: Überspringbare Inhalte: Sorgen Sie dafür, dass Benutzer durch nicht relevante Elemente, wie wiederholende Navigationselemente, leicht hindurch navigieren können. Hierbei ist die Verwendung des “tabindex”-Attributs sinnvoll.
- Tipp 4: Tastaturkürzel dokumentieren: Falls Ihre Website Tastaturkürzel für bestimmte Aktionen unterstützt, dokumentieren Sie diese deutlich sichtbar. Nutzer mit motorischen Beeinträchtigungen profitieren von solchen Kurzbefehlen.
- Tipp 5: Formulare überprüfen: Testen Sie die Bedienbarkeit von Formularen, indem Sie durch die Felder navigieren, diese ausfüllen und absenden – alles ausschließlich mit der Tastatur.
Bilder und Barrierefreiheit: ALT-Texte
Die Integration aussagekräftiger ALT-Texte (Alternativtexte) für Bilder auf einer Website ist von entscheidender Bedeutung für die Barrierefreiheit, insbesondere für Menschen mit Sehbehinderungen oder Screenreadern. ALT-Texte bieten eine textuelle Beschreibung des Bildinhalts, sodass Nutzer, die das Bild nicht sehen können, den Kontext verstehen können. Um die Barrierefreiheit durch ALT-Texte zu gewährleisten, folgen hier einige wichtige Tipps:
- Tipp 1: Beschreibender Inhalt: Der ALT-Text sollte präzise und informativ sein, den tatsächlichen Inhalt des Bildes widerspiegeln und den Zweck des Bildes auf der Website klar vermitteln.
- Tipp 2: Vermeidung von Platzhaltern: Stellen Sie sicher, dass der ALT-Text nicht einfach als Platzhalter oder allgemeiner Text verwendet wird. Er sollte spezifisch auf das jeweilige Bild zugeschnitten sein.
- Tipp 3: Verzicht auf redundante Informationen: Wiederholen Sie nicht den gleichen Inhalt, der bereits im umliegenden Text vorhanden ist. Der ALT-Text sollte zusätzliche Informationen bieten, die für das Verständnis des Bildinhalts wichtig sind.
- Tipp 4: Kontext berücksichtigen: Denken Sie beim Verfassen von ALT-Texten an den Kontext der Website und die beabsichtigte Botschaft. Berücksichtigen Sie, wie der Text die Gesamtnutzererfahrung verbessern kann.
- Tipp 5: Dekorative Bilder markieren: Falls ein Bild rein dekorativ ist und keinen inhaltlichen Beitrag leistet, kann der ALT-Text leer gelassen werden oder das Attribut “role=’presentation'” kann genutzt werden, um klarzustellen, dass es keine informative Funktion hat.
Durch die konsequente Anwendung dieser Tipps gewährleisten Sie, dass Ihre Website für alle Nutzerinnen und Nutzer zugänglich ist, unabhängig von deren Sehfähigkeit.
Mit diesen digitalen Tools testen Sie Ihre Website
Die Bedeutung barrierefreier Websites rückt also immer stärker in den Fokus, insbesondere vor dem Hintergrund neuer Gesetze und Richtlinien. Die Frage, wie man die Barrierefreiheit einer Website effektiv testen kann, wird somit zu einem zentralen Anliegen. Hier werfen wir einen Blick auf verschiedene digitale Tools, die es ermöglichen, die Barrierefreiheit in unterschiedlichen Kategorien zu überprüfen.
Test Barrierefreiheit: Farben und Kontraste
Contrast Checker: Dieses Tool ermöglicht eine schnelle Überprüfung der Farbkontraste auf einer Website. Es berücksichtigt dabei die Anforderungen der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) und hilft, sicherzustellen, dass Texte für alle Nutzerinnen und Nutzer gut lesbar sind.
Alternative Tools:
Tools für Text und Sprache
WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool): WAVE analysiert Webseiten auf verschiedene Arten von Barrierefreiheitsproblemen, einschließlich Problemen im Zusammenhang mit Text und Sprache. Es bietet klare Hinweise und Empfehlungen zur Optimierung.
- Lesbarkeit und leichte, verständliche Sprache: languagetool.or, Experte.de, Wortliga.de
Schriftgröße
- Funkify: Dieses Tool simuliert unterschiedliche Sehbehinderungen und ermöglicht es, die Website durch die Augen von Menschen mit verschiedenen Sehstörungen zu sehen. Dies ist besonders hilfreich, um sicherzustellen, dass die Schriftgröße auf der Website für alle ausreichend lesbar ist.
Check auf Barrierefreiheit
Sie finden im Internet einige kostenfreie Tools, die Ihre Website auf Zugänglichkeit testen. Eine vollständige Liste englischsprachiger Tools auf der Website des W3C verfügbar ist.
- Barrierefreiheit-Test von EXPERTE.de: Dieses Tool bietet einen eingehenden Barrierefreiheits-Test im deutschsprachigen Raum.
- Accessibility Checker: Mit der Webanwendung Accessibility Checker können Sie Ihre Website kostenfrei auf WCAG-Konformität im englischsprachigen Raum prüfen.
- Siteimprove: Der Accessibility Checker von Siteimprove ermöglicht eine kostenlose Überprüfung Ihrer Website, deren Ergebnisse Ihnen anschließend per E-Mail zugesandt werden.
Der BIK BITV-Test ist ein Prüfverfahren für die umfassende und zuverlässige Prüfung der Barrierefreiheit von informationsorientierten Webangeboten.
Mehr Informationen zum BIK BITV-Test erhalten Sie auf der Website.
Text: Christel Schmuck