Die Einführung erfolgte zu einem Zeitpunkt, als viele Nutzende nach Alternativen für die Microblogging-Plattform Twitter suchten. Nach dem Verkauf von Twitter an Elon Musk wurde die Unzufriedenheit über die geringe Moderation und hetzerischen Inhalte zunehmend lauter, sodass die Attraktivität von Alternativen wie Bluesky oder Mastodon stieg. Trotz der Existenz anderer etablierter Anbieter, nahm die Zahl der Nutzenden auf Threads innerhalb von fünf Tagen rasch zu und knackte schnell 100 Millionen weltweit. Durch die Verwendung der bereits etablierten Nutzer:innenbasis von Instagram kann Threads von Anfang an auf Verbindungen zwischen hunderten Millionen Nutzern zurückgreifen, was einen signifikanten Vorteil gegenüber anderen Konkurrenten von X bietet.
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Zwischen rechtlichen Herausforderungen und Nutzer:innenwachstum
Kurzzeitig war eine Anmeldung für Threads in Europa mit einigen Tricks möglich, bevor Meta den Zugang vollständig sperrte. Eine Begründung für die plötzliche Einführung in Europa gab der Konzern nicht direkt, jedoch deutete Meta auf rechtliche Unklarheiten in Bezug auf „neue Digitalgesetze“ hin. Beobachter vermuten, dass damit auf das Doppelpaket Digital Services Act (DSA) und Digital Markets Act (DMA) angespielt wurde. Diese Gesetze erfordern unter anderem, dass Plattformen wie Threads Informationen über personalisierte Werbung und ihre Algorithmen offenlegen. Nutzer:innen müssen zudem die Möglichkeit haben, Beiträge in Onlinediensten in chronologischer Reihenfolge ohne einen Algorithmus anzeigen zu lassen. Vor wenigen Tagen erschien auf der Threads-Website lediglich ein Countdown für den 14. Dezember 2023. Es bleibt unklar, ob europäischen Nutzenden die gleichen Funktionen wie auf anderen Kontinenten zur Verfügung stehen, besonders unter Berücksichtigung der neuen Anforderungen durch den DSA und DMA.
Wie funktioniert Threads?
Auch Threads fügt sich in das bekannte Netzwerkkonzept des Metaverse ein und ist eng mit Instagram verknüpft, da Nutzende für die Anmeldung bei Threads die Login-Daten von Instagram verwenden können. Ein großer Nachteil der Plattform liegt darin, dass bei einer Entscheidung zur Löschung des Threads-Accounts auch das verbundene Instagram-Konto verloren geht. Während Threads auch ohne ein eigenes Profil genutzt werden kann, sind die Erstellung eigener Beiträge oder die Interaktion mit Posts anderer Nutzender dann nicht mehr möglich.
In seiner Funktionalität ähnelt die Plattform stark dem früheren Twitter, da auch hier kurze Beiträge verfasst, Fotos, Videos und Links geteilt sowie Beiträge geliked und geteilt werden können. Threads-Beiträge dürfen bis zu 500 Zeichen, Videos bis zu fünf Minuten lang sein. Ein aktueller Vorteil von Threads ist die absolute Werbefreiheit, die laut Mark Zuckerbergs Versprechen bestehen bleiben soll, bis die Marke von einer Milliarde Nutzenden erreicht ist. Mit bisher 140 Millionen Anmeldungen auf der Website und einer abnehmenden Euphorie dürfte dieser werbefreie Zustand trotz der jüngsten Einführung in Europa noch eine Weile anhalten.
Threads & Nutzer:innendaten
Der Verzicht auf Werbung bei Threads könnte zur Annahme führen, dass keine Nutzer:innendaten gesammelt werden – dennoch erfolgt eine Datensammlung, die für maßgeschneiderte Werbung auf Instagram genutzt wird. Threads verzichtet außerdem auf die Anzeige von Instagram-Trends, die üblicherweise Aufschluss darüber geben, was aktuell in sozialen Medien viel diskutiert wird. Bei seiner Einführung im Juli hatte Threads zudem einen Anschluss an das Fediverse in Aussicht gestellt, ein Kollektiv von werbefreien, dezentralisierten und datenschutzorientierten sozialen Netzwerken. Dies hätte beispielsweise eine Verknüpfung mit Mastodon ermöglicht, ohne einen zusätzlichen Account erstellen zu müssen. Es bleibt jedoch unklar, ob und wann Threads diese Erweiterung umsetzen wird.
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Fazit
Threads bietet durch seine starke Ähnlichkeit zu Twitter eine attraktive Alternative zu den etablierten Microblogging-Diensten, besonders durch die Werbefreiheit der Plattform. Allerdings unterscheidet sich Threads in vieler Hinsicht von Twitter und X. Instagram-Chef Adam Mosseri betont, dass der Dienst nicht zu sehr auf News ausgerichtet sein soll. Für jene, die bisher Instagram gemieden haben, stellt die enge Verknüpfung mit diesem sozialen Netzwerk ein Hindernis dar, da für die Nutzung von Threads ein Instagram-Konto notwendig ist. Die fehlende Anzeige der Instagram-Trends fördert zudem eine aktive Nutzung beider Netzwerke, was bedeutet, dass die bei Threads gesammelten Daten für die Optimierung von Werbeanzeigen auf Instagram verwendet werden können. Wer bereits auf Instagram aktiv ist und sich nach dem Twitter-Erlebnis vor der Ära Elon Musk sehnt, findet in Threads eine passende Plattform. Diese können sie nutzen, um die Entwicklung dieses neuen Meta-Ablegers ab sofort aus nächster Nähe mitzuverfolgen.
Quellen:
https://www.deutschlandfunk.de/threads-startet-in-eu-102.html
https://t3n.de/news/threads-europa-start-1596496/
Autorin: Angelika Grüttner