Was ist Social Learning?
Social Learning beschreibt den Prozess des Lernens durch soziale Interaktion und den Austausch von Wissen und Erfahrungen mit anderen. Anders als bei traditionellen Weiterbildungsmaßnahmen findet das Lernen nicht ausschließlich in formellen Schulungen statt, sondern im täglichen Arbeitsumfeld, durch Gespräche mit Kolleg:innen, Mentoring und informelle Netzwerke.
Stellen Sie sich Social Learning als eine informelle Lerngruppe vor, die sich wöchentlich trifft, um Ideen auszutauschen, Herausforderungen zu besprechen und voneinander zu lernen. Diese Treffen könnten in einer entspannten Atmosphäre stattfinden, beispielsweise in einem gemeinsamen Pausenraum, in einem Online-Meeting oder sogar in einem nahegelegenen Café.
Ein Schlüsselelement für den Erfolg solcher Gruppen ist Flexibilität. Die Gruppe kann ein festes gemeinsames Lernziel haben oder sich regelmäßig neuen Themen basierend auf aktuellen Projekten oder spezifischen Interessen der Mitglieder widmen. Dies fördert die Relevanz und das Engagement der Teilnehmenden.
Es ist Ratsam, für jedes treffen eine Person für die Moderation festzulegen, die die Diskussionen leitet und sicherstellt, dass alle die Möglichkeit haben, etwas beizutragen. Auch eine Agenda für jeden Termin hilft, eine Struktur zu schaffen und den Teilnehmendem auf den Termin vorzubereiten.
Die Vorteile dieser informellen Treffen sind vielfältig. Sie fördern nicht nur den Wissensaustausch, sondern stärken auch die Teamdynamik und die Unternehmenskultur. Durch regelmäßige Interaktion in einer informellen Umgebung können Mitarbeitende Vertrauen aufbauen und ein Netzwerk von Unterstützung und Zusammenarbeit entwickeln, das über die formellen Grenzen ihrer Arbeitsrollen hinausgeht.
Was unterscheidet Social Learning von E- Learning?
Bei Social Learning liegt der Fokus auf dem gemeinsamen Lernen und dem Austausch von Wissen zwischen den Lernenden.
Es basiert auf sozialen Interaktionen, Diskussionen und Kollaborationen, bei denen die Lernenden voneinander lernen und ihr Wissen gemeinsam aufbauen. Die Methoden des Social Learning umfassen Diskussionen, Gruppenarbeit, Peer-to-Peer-Lernen, Mentoring und informelle Gespräche. Der Lernprozess ist stark von der Interaktion und dem Engagement der Lernenden untereinander geprägt. Kennzeichnend für Social Learning ist also die Interaktion und Kollaboration zwischen den Lernenden. Es fördert den informellen Austausch von Wissen und Erfahrungen sowie die gemeinsame Problemlösung.
E-Learning konzentriert sich auf die Nutzung elektronischer Medien und Technologien zur Bereitstellung von Lerninhalten und -aktivitäten. Es kann sowohl selbstgesteuertes Lernen als auch formelle Schulungen umfassen, die online oder über digitale Plattformen durchgeführt werden. E-Learning kann verschiedene Methoden und Formate umfassen, darunter Online-Kurse, interaktive Lernmodule, Videos, Webinare und virtuelle Klassenräume. Die Lernenden können die Inhalte oft in ihrem eigenen Tempo bearbeiten und auf verschiedene Ressourcen zugreifen.
Im direkten Vergleich legt Social Learning also einen stärkeren Fokus auf die soziale Interaktion und das gemeinsame Lernen, während E-Learning sich auf die Nutzung digitaler Technologien zur Bereitstellung von Lerninhalten konzentriert.
Beide Ansätze können jedoch in Kombination verwendet werden, um eine vielfältige und effektive Lernerfahrung zu schaffen.
Gut zu wissen: Soziale Medien werden oft mit sozialem Lernen in Verbindung gebracht, sind aber vielmehr ein Werkzeug zur Unterstützung dieses Lernprozesses. Sie ermöglichen es, Wissen und Erfahrungen über Plattformen wie YouTube, Facebook oder interne Lernplattformen oder Kanäle zu teilen und von anderen zu lernen. Dies erleichtert den Austausch zwischen räumlich entfernten Mitarbeitenden in Unternehmen und beschleunigt das soziale Lernen, sollte jedoch nicht als alleinige Lernquelle betrachtet werden.
Was sind die Vorteile von Social Learning?
Social Learning bietet eine Vielzahl von Vorteilen für Unternehmen. Durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen können Mitarbeiter:innen schneller neue Fähigkeiten erlernen und Problemlösungen finden. Zudem fördert es die Zusammenarbeit und den Teamgeist, da Mitarbeitende gemeinsam an Lösungen arbeiten und voneinander lernen. Darüber hinaus ist Social Learning flexibel und bedarf keiner festen Schulungszeiten, was es ideal für eine moderne Arbeitsumgebung macht.
Beispiel für eine informelle Lerngruppe in einem kleinen Unternehmen
In einem kleinen Unternehmen könnte eine informelle Lerngruppe zum Thema Social Media Marketing organisiert werden. Hier ist ein einfaches Beispiel:
- Teilnehmer:innen: Mitarbeitende aus verschiedenen Abteilungen, die Interesse am Thema haben, wie z.B. Marketing, Vertrieb und Kundenservice.
- Ziel: Gemeinsames Lernen und Austausch von Wissen über effektive Social Media Strategien und Praktiken zur Steigerung der Unternehmenspräsenz und Kundenbindung.
Organisation:
- Treffen: Die Gruppe trifft sich einmal pro Woche für eine Stunde an einem festgelegten Ort.
- Ort: Das Treffen kann entweder physisch im Büro oder virtuell über eine Videokonferenzplattform stattfinden, je nach den Präferenzen und der Verfügbarkeit der Teilnehmer.
- Format: Jedes Treffen beginnt mit einer kurzen Vorstellungsrunde, gefolgt von der Diskussion eines vorab festgelegten Themas oder einer Fallstudie zum Social Media Marketing. Die Teilnehmer:innen können ihre Erfahrungen teilen, Fragen stellen und gemeinsam Lösungen erarbeiten.
- Lernplan: Es gibt keinen festen Lernplan, sondern die Themen werden von Treffen zu Treffen basierend auf den Interessen und Bedürfnissen der Teilnehmenden ausgewählt. Ein:e Moderator:in oder ein Rotationsmodell kann eingesetzt werden, um die Diskussion zu leiten und sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden zu Wort kommen.
- Materialien: Zusätzlich zum Erfahrungsaustausch können den Teilnehmenden relevante Artikel, Podcasts oder Videos zum Selbststudium empfohlen werden, die sie zwischen den Treffen durchgehen können.
Der regelmäßige Austausch fördert die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen und ermöglicht es den Teilnehmenden, voneinander zu lernen und innovative Ideen zu entwickeln.
Wir motiviere ich meine Mitarbeitenden, sich weiterzubilden?
Die Motivation der Mitarbeitenden spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg von Social Learning. Die Förderung der Teilnahme an informellen Lerngruppen in kleinen Unternehmen kann durch verschiedene Strategien erreicht werden. Die Einbindung von Lerngruppen in die Unternehmenskultur und das Aufzeigen ihrer Bedeutung für den Unternehmenserfolg kann die Motivation steigern. Flexible Zeitpläne, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, an Sitzungen teilzunehmen, ohne ihre Arbeitsbelastung zu erhöhen, können ebenfalls hilfreich sein.
Darüber hinaus kann die Bereitstellung von Ressourcen, wie Arbeitszeit, der Zugang zu Fachliteratur oder Expert:innen, die die Attraktivität solcher Gruppen steigern. Interne Kommunikationskanäle können genutzt werden, um Erfolge und Erkenntnisse aus den Gruppentreffen zu teilen, das Interesse und die Beteiligung im gesamten Unternehmen fördern.
Wie können Sie Social Learning in Ihrem Unternehmen fördern?
1. Etablierung von Lerngruppen:
- Identifizieren Sie Interessensgebiete: Erkunden Sie die Interessen und Lernbedürfnisse Ihrer Mitarbeitenden, um relevante Themen für die Lerngruppen zu identifizieren. Dies kann durch Umfragen, informelle Gespräche oder Feedbacksitzungen geschehen.
- Bildung von Gruppen: Basierend auf den identifizierten Interessen und Bedürfnissen können Sie Lerngruppen bilden, die sich regelmäßig treffen, um gemeinsam zu lernen und Wissen auszutauschen. Dies kann je nach Thema oder Fachgebiet geschehen.
- Festlegung von Treffpunkt und Zeitplan: Legen Sie einen geeigneten Treffpunkt und einen regelmäßigen Zeitplan für die Lerngruppentreffen fest. Dies kann wöchentlich, zweiwöchentlich oder monatlich sein, je nach Verfügbarkeit und Präferenzen der Teilnehmenden.
- Moderation und Unterstützung: Bestimmen Sie einen Moderator oder eine Moderatorin, der bzw. die die Lerngruppentreffen leitet und den Ablauf organisiert. Diese Person kann Diskussionen lenken, Fragen beantworten und sicherstellen, dass alle Teilnehmer:innen aktiv einbezogen werden.
2. Förderung einer Lernkultur durch Führungskräfte:
- Klare Kommunikation von Lernzielen: Stellen Sie sicher, dass alle Mitarbeitenden die Bedeutung von lebenslangem Lernen verstehen und wie es zur persönlichen und beruflichen Entwicklung beiträgt.
- Führungskräfte als Vorbilder: Führungskräfte spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung einer Lernkultur. Sie sollten selbst aktiv am Lernen teilnehmen, ihre Erfahrungen teilen und Mitarbeitende dazu ermutigen, dasselbe zu tun.
Allerdings sollten Führungskräfte auch Mitarbeitenden den Raum lassen, um informell zu lernen. Dies bedeutet, dass sie nicht immer an jeder Lernaktivität teilnehmen müssen und den Mitarbeitenden die Möglichkeit geben sollten, sich unabhängig weiterzubilden und zu wachsen ohne das Gefühl zu haben, kontrolliert zu werden.
- Schaffung eines Lernumfelds: Schaffen Sie eine Umgebung, die kontinuierliches Lernen fördert, indem Sie Zugang zu Ressourcen und Lernmöglichkeiten erleichtern. Dies kann die Bereitstellung von Bibliotheken, Online-Lernplattformen, Schulungen und Weiterbildungsmöglichkeiten umfassen.
- Anerkennung und Wertschätzung: Anerkennung und Wertschätzung für Lernende können dazu beitragen, eine positive Lernkultur zu schaffen. Loben Sie Mitarbeitende öffentlich für ihre Lernbemühungen und Leistungen, und belohnen Sie sie gegebenenfalls für ihre Fortschritte und ihr Engagement.
- Feedback und Verbesserung: Ermöglichen Sie den Mitarbeitenden, Feedback zu geben und Verbesserungsvorschläge für das Lernumfeld zu machen. Nehmen Sie sich Zeit, um auf Anregungen einzugehen und das Lernprogramm kontinuierlich zu verbessern.
Durch die Umsetzung dieser konkreten Schritte können Unternehmen eine Lernkultur fördern und Lerngruppen erfolgreich in ihren Arbeitsalltag integrieren.
Ideen für Lerngruppen
Hier sind einige Möglichkeiten, wie das Lernen in Gruppen in eine Organisation integriert werden kann:
- Wiederkehrende Lerngruppentreffen: Diese Treffen finden während der Arbeitszeit statt und konzentrieren sich auf spezifische Themen oder Fähigkeiten, die für die Mitarbeitenden relevant sind. Zum Beispiel könnte eine wöchentliche Lerngruppe zum Thema “Projektmanagement” organisiert werden, in der die Teilnehmenden gemeinsam neue Techniken und Best Practices erlernen und diskutieren.
- Fokusgruppen zur Problemlösung: Diese Gruppen sind darauf ausgerichtet, spezifische Probleme oder Herausforderungen anzugehen, mit denen die Organisation konfrontiert ist. Die Teilnehmenden arbeiten zusammen, um Lösungen zu erarbeiten und Ideen zu entwickeln, wie diese Probleme effektiv bewältigt werden können. Zum Beispiel könnte eine Fokusgruppe gebildet werden, um Möglichkeiten zur Verbesserung der internen Kommunikation zu identifizieren und umzusetzen.
- Online-Lerngruppen: Diese Gruppen nutzen digitale Plattformen und Tools, um Mitarbeitende dabei zu unterstützen, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse zu verbessern. Dies könnte durch den Austausch von Lernmaterialien, Diskussionen in Foren oder die Teilnahme an virtuellen Schulungen erfolgen. Zum Beispiel könnte eine Online-Lerngruppe zum Thema “Kundenservice” eingerichtet werden, in der die Mitarbeiter:innen verschiedene Aspekte des Kundendienstes diskutieren und sich gegenseitig Tipps und Ratschläge geben.
- Präsentationen mit Diskussionen: In diesem Format werden Präsentationen zu bestimmten Themen gehalten, gefolgt von Diskussionen und Interaktionen zwischen den Teilnehmenden. Dies fördert den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden. Zum Beispiel könnte eine monatliche Präsentationsreihe organisiert werden, in der Personen über ihre Fachkenntnisse oder Projekte berichten und anschließend Ideen und Feedback von ihren Kolleg:innen erhalten.
Testen Sie diese Ansätze um das soziale Lernen in Ihrem Unternehmen zu etablieren, die Fähigkeiten und das Wissen ihrer Mitarbeiter zu erweitern und gleichzeitig eine kooperative Lernumgebung zu fördern.
Tools für Social Learning
Für Ihre Social Learning Gruppen können Sie verschiedene einfache Tools nutzen, die bereits weit verbreitet sind. Hier sind einige Beispiele:
- Microsoft Teams: Teams bietet Funktionen für Chat, Dateifreigabe, Videokonferenzen und Zusammenarbeit in Echtzeit. Teams können für informelle Lerngruppen, Diskussionen und den Austausch von Wissen genutzt werden.
- Google Drive: Mit Google Drive können Dokumente, Tabellen und Präsentationen gemeinsam bearbeitet und geteilt werden. Teams können gemeinsam an Projekten arbeiten und Wissen teilen, indem sie Dateien hochladen und kommentieren.
- Google Meet: Google Meet ermöglicht Videoanrufe und virtuelle Meetings. Teams können sich regelmäßig treffen, um sich auszutauschen, Ideen zu diskutieren und gemeinsam zu lernen.
- Microsoft OneNote: OneNote ist ein digitales Notizbuch, das für die Organisation von Ideen, Informationen und Zusammenarbeit genutzt werden kann. Teams können Notizen teilen, Ideen festhalten und gemeinsam an Projekten arbeiten.
- Microsoft SharePoint: SharePoint bietet Funktionen für die Zusammenarbeit, Dokumentenverwaltung und Teamkommunikation. Teams können auf SharePoint-Seiten Informationen teilen, Diskussionen führen und Ressourcen gemeinsam nutzen.
Diese Tools sind benutzerfreundlich, kostengünstig und bieten eine Vielzahl von Funktionen, die für Social Learning im Unternehmen genutzt werden können.
Text: Christel Schmuck