Ökologisch, ökonomisch und sozial. Auf diesen drei Säulen beruht Nachhaltigkeit, ein Thema, das in den Vordergrund der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Agenda gerückt ist.
Was viele überrascht: Auch Online-Marketing ist oft leider alles andere als nachhaltig. Angefangen bei Webseiten, die viele unnötige Daten enthalten bis zum Sammeln von Nutzerdaten, die nie ausgewertet und genutzt werden.
Ihrem Unternehmen kann nachhaltiges Wirtschaften und damit auch eine nachhaltige Online-Marketing-Strategie einige Vorteile bringen. Welche und wie Sie diese erzielen, erklären wir in diesem Guide.
„Online-Marketing ist immer nachhaltig“ – ein Trugschluss
Der Trend im Marketing von Print zu Digital bedeutet nicht automatisch mehr Nachhaltigkeit, denn was Unternehmen oft nicht bewusst ist: Das Internet hat einen enormen Stromverbrauch und verursacht ebenso viel CO2-Emissionen wie die Luftfahrtindustrie.
Online-Marketing spielt dabei eine große Rolle, da Werbung oder Tracking jede Webseite vergrößern. Auch in sozialer Hinsicht ist Online-Marketing, unter anderem durch Nutzer-Tracking, nicht unbedingt nachhaltig. Die mittels sogenannter Marketing-Cookies erhobenen personenbezogenen Daten können eingesetzt werden, um detaillierte Profile für gezielte Werbung zu erstellen. Im Zusammenhang mit Cookies und Werbemails können außerdem Datenschutzrechtsbedenken auftreten. Das widerspricht verantwortungsvollem unternehmerischen Handeln und führt eher zu einer nachhaltigen Schädigung des Verbrauchervertrauens.
Selbst ökonomisch sind Standardmaßnahmen des Online-Marketings, etwa durch das falsche Messen ihrer Wirkung, nicht immer zielführend. Neben einer klimaneutralen Website, Strom aus erneuerbaren Energien und umweltbewusstem Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) können Sie auch Ihre Marketing-Maßnahmen an Kriterien der Nachhaltigkeit ausrichten.
Tipp: Warum auch der Mittelstand digitales Marketing nutzen sollte erfahren Sie in unserem Blogbeitrag: „Digitales Marketing – 5 Antworten, warum es auch für den Mittelstand keine Ausreden mehr gibt“.
Nachhaltiges Online-Marketing vs. Nachhaltigkeitsmarketing – Wo liegt der Unterschied?
Bei der Recherche für diesen Artikel ist uns aufgefallen: Oft wird von „nachhaltigem Online-Marketing“ gesprochen, wenn eigentlich Nachhaltigkeitsmarketing gemeint ist. Daher wollen wir an dieser Stelle die beiden Begriffe kurz erklären, denn damit sind zwei verschiedene Dinge gemeint.
- Nachhaltigkeitsmarketing, auch Green Marketing genannt, ist Marketing in Bezug auf nachhaltige oder sozial-verantwortliche Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens. Einfach gesagt: Wenn ein Unternehmen über ein Produkt berichtet, dass z.B. umweltfreundlich hergestellt wird, betreibt es Nachhaltigkeitsmarketing. Es berichtet also ÜBER die Umweltfreundlichkeit.
- Nachhaltiges Online-Marketing hingegen meint Maßnahmen, mit denen Unternehmen Ihre Marketing-Strategie letztlich umsetzen. Es beschreibt also das WIE berichtet wird. Ziel ist eine passgenaue und andauernde Wirkung der eingesetzten Marketinginstrumente.
Was ist nachhaltiges Online-Marketing?
Auch nachhaltiges Online-Marketing nutzt digitale Marketinginstrumente wie zum Beispiel E-Mail-Marketing, Social-Media-Marketing und Suchmaschinenmarketing, um die Sichtbarkeit von beworbenen Produkten, Marken oder dem Unternehmen im Internet zu steigern.
Grundlegend für den Nachhaltigkeitsaspekt ist eine langfristige Ausrichtung. Das Ziel ist eine anhaltende Wirkung der Maßnahme, es geht nicht um kurzfristigen Erfolg.
So geht nachhaltiges Online-Marketing
Im Online-Marketing gibt es drei wesentliche Bereiche, in denen es sich für Sie lohnt nachhaltige Maßnahmen umzusetzen und mit denen Sie sowohl die ökonomischen, als auch die ökologischen und sozialen Aspekte von Nachhaltigkeit ansprechen.
1. Optimieren Sie Ihre Website
Der Energiebedarf des Webs beträgt in etwa zwei Prozent des weltweiten Verbrauchs. Damit steht das Internet, würde man es als Land betrachten, an vierter Stelle. Es ist eine einfache Rechnung: Je mehr Daten übertragen werden, desto höher der Energieverbrauch.Durch ein schlankes Webdesign verringert sich nicht nur der ökologische Fußabdruck, auch die Ladezeiten Ihrer Website verkürzt sich merklich. Das freut nicht nur Ihre Nutzer: Auch Suchmaschinen bevorzugen Internetseiten, die schnell laden und für mobile Geräte optimiert sind. Reduzieren Sie also die Daten auf Ihrer Website.
Tipp: Mehr zum Thema finden Sie in unserem Beitrag „So geht grünes Webdesign – 4 Tipps für eine nachhaltige Website“.
2. Achten Sie auf den Datenschutz der NutzerInnen
Web-Tracking-Tools wie Google Analytics oder Tracking-Tools von Werbeplattformen, zum Beispiel Facebook Pixel und LinkedIn Pixel kommen auf zahlreichen Webseiten zum Einsatz. Mithilfe der durch das Tracking erhobenen Daten sollen die Werbeerfolge verbessert werden.
Allerdings werden diese Daten oft kaum genutzt oder falsch interpretiert. Dass Sie sich außerdem nicht zu sehr auf, durch Nutzer-Tracking erhobene Daten verlassen sollten, zeigt das Beispiel Facebook. Das Unternehmen hat 2019 eine Strafe von 40 Millionen Dollar auferlegt bekommen, nachdem sie falsche Zahlen über Video Ads veröffentlicht haben. Da die durchschnittliche Zeit, die NutzerInnen damit verbringen sich Videos anzusehen beschönigt war, haben viele ihre Marketing-Strategie auf Video Ads ausgerichtet. Es ist davon auszugehen, dass den über die Plattform werbenden Unternehmen erheblicher Schaden entstanden ist.
Tipp: Andere spannende Beispiele zum Thema Nutzer-Tracking beschreibt Moritz Orendt in seinem Blog zu nachhaltigem Online-Marketing.
Nachhaltigkeit geht anders:
- Verzichten Sie auf überflüssiges anhäufen von Daten: Prüfen Sie, welche Daten Sie wirklich brauchen und nutzen.
- Ersetzen Sie invasives Tracking und steigen Sie stattdessen auf datenschutzrechtlich unbedenkliche Analyse Tools um. Einige Beispiele für datenschutzfreundliche Tools sind Fathom, Koko Analytic oder Etracker.
- Achten Sie darauf, dass Ihre Cookie-Hinweise datenschutzrechtskonform sind. Vorab angekreuzte Kontrollkästchen oder den Zugang zur Webseite von der Zustimmung zu den Cookies abhängig zu machen ist nicht konform. So befinden Sie sich nicht nur rechtlich auf der sicheren Seite, sondern verbessern nebenbei die Nutzerfreundlichkeit.
Nutzerverfolgung, engl. User-Tracking, ist ein Instrument der Webanalytik das Daten über NutzerInnen und ihr Verhalten sammelt. Meist geschieht dies ohne ihr Wissen oder ihr Einverständnis. Die Daten bieten zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten und werden meist zur Kundenprofilbildung eingesetzt.
3. Überdenken Sie, wie Sie Anzeigen schalten
Generell gilt, schalten Sie so wenig Anzeigen wie möglich. Verzichten Sie auf Pop-ups und nutzen Sie stattdessen nutzerfreundlichere Werbemöglichkeiten.
- Fokussieren Sie sich darauf, Beziehungen aufzubauen. Treten Sie mit Ihrer Zielgruppe in Interaktion indem Sie Beiträge kommentieren, in Gruppen aktiv sind oder Fragen beantworten.
- Setzen Sie auf Suchmaschinenoptimierung (SEO) und gestalten Sie Ihre Webseite so, dass Sie ideal für Suchmaschinen lesbar ist. Damit sorgen Sie für eine bessere Positionierung unter den Suchergebnissen.
- Eine weitere Alternative zu Anzeigen: Produzieren Sie Mehrwert mit einzigartigem Content und verbreiten Sie diesen. Dadurch generieren Sie Aufmerksamkeit, ohne potenzielle KundInnen mit Anzeigen zu verfolgen.
Der Mehraufwand, mit dem dieses Vorgehen verbunden ist, lohnt sich, da die Maßnahmen nachhaltiger wirken. Werbung im klassischen Sinn können Sie dann ergänzend einsetzen.
Setzen Sie nicht auf Anzeigen, sondern darauf Beziehungen aufzubauen und einzigartigen Content zu produzieren.
Ihre Vorteile durch nachhaltiges Online-Marketing
Setzen Sie nachhaltige Marketing-Maßnahmen um, profitieren Sie auf mehreren Ebenen. Durch reduzierte, dafür umso effektivere Werbemaßnahmen sparen Sie Kosten ein. Außerdem erzielen Sie durch eine nutzerzentrierte Orientierung von Marketing-Maßnahmen bessere und langfristige Kundenbindung. Zusätzlich gestalten Sie Ihr Online-Marketing umweltfreundlicher und im ökologischen Sinne nachhaltiger.